PARIS (dpa-AFX) - In Frankreich gibt es neue massive Proteste gegen die
von der Regierung geplante Rentenreform. Die Gewerkschaften
riefen am Dienstag landesweit zu Arbeitsniederlegungen und
Demonstrationen auf. Flug- und Bahnreisende mussten ausfallende
Verbindungen und
Verspätungen hinnehmen. Nach Deutschland sollte nur jeder zweite
Hochgeschwindigkeitszug (TGV) rollen. Auch Schulen und Unternehmen wie
France Télécom oder der Ölkonzern Total waren von Protestaktionen betroffen.

    Das Innenministerium schätzte die Teilnehmerzahl an den Demos bis
zum Mittag auf 450 000 Menschen. Die Gewerkschaften hofften bis zum
Abend auf bis zu zwei Millionen Teilnehmer an knapp 200 Veranstaltungen
im ganzen Land. Mit den Protesten wollen sie verhindern, dass das
Mindestalter für den Renteneintritt bis 2018 schrittweise auf 62 Jahre
erhöht wird. Es liegt derzeit bei 60 Jahren - während in Deutschland
bereits eine Erhöhung von 65 auf 67 Jahre
beschlossen ist.

    Am Nachmittag wollte Arbeitsminister Eric Woerth die Reform in der
Nationalversammlung vorstellen. Die Regierung will das Projekt zügig
durchziehen und bereits Ende Oktober endgültig verabschieden.
Präsident Nicolas Sarkozy hat die Reform zum wichtigsten Projekt seiner
verbleibenden Amtszeit erklärt.

    Nach Ansicht der Gewerkschaften und der linken Parteien gibt es
andere Möglichkeiten, die Milliardenlöcher in der Sozialkasse zu
stopfen. Unter anderem könnten die Gewinne von Banken stärker
besteuert werden, heißt es.

    Die Lufthansa strich am Dienstag ein Viertel ihrer Flüge zwischen
Deutschland und Frankreich. Die Airline versuche, durch den Einsatz
größerer Maschinen die Fluggäste trotzdem zu befördern, sagte
Sprecherin Sandra Kraft in Frankfurt. Es müsse aber mit Verspätungen
gerechnet
werden. Auch auf den Strecken nach Spanien und Portugal sei wegen der
Streiks mit Verspätungen zu rechnen./kol/rgo aha/DP/bgf