NEW YORK (dpa-AFX) - Der mit Milliarden an Steuergeldern gerettete
US-Versicherer AIG   zieht wegen einer möglichen
Klage gegen die eigene Regierung den Zorn der Amerikaner auf sich. Der
Verwaltungsrat der American International Group (AIG) wollte am Mittwoch
beraten, ob sich das Unternehmen einer Schadenersatzklage seines
früheren Vorstandschefs Maurice ("Hank") Greenberg anschließt. Das
teilte das Unternehmen mit. Dabei hatte AIG sich gerade noch in großen
Anzeigen ("Danke, Amerika") für die inzwischen zurückgezahlte Hilfen
bedankt.

    "Das meinen wir auch so", betonte der heutige Vorstandschef Robert
H. Benmosche. Aber man habe auch die Verpflichtung, sich mit Blick auf
die Klage alle Argumente anzuhören. Eine Entscheidung sei in den
nächsten Wochen zu erwarten. In dem Rechtsstreit geht es um
Schadenersatzforderungen einer Dachgesellschaft Greenbergs in Höhe von
25 Milliarden Dollar (16,1 Mrd Euro). Der 87-Jährige argumentiert, die
Regierung habe AIG zu harte Auflagen gemacht und damit die Interessen
der Aktionäre, zu denen er auch zählte, verletzt.

    Die demokratische Senatorin und Wall-Street-Kritikerin Elizabeth
Warren nannte die Haltung des Unternehmens "unglaublich". Das Weiße
Haus äußerte sich zunächst nicht. Der Satiriker und Kolumnist des
Magazins "New Yorker", Andy Borowitz, veröffentlichte einen fiktiven
Brief von AIG, in dem es heißt: "Wir kämpfen für eines der
kostbarsten Rechte der Amerikaner: Das Recht, jemanden zu verklagen, der
gerade dein Leben gerettet hat."

    AIG war im Zuge der Finanzkrise 2008 im Gegensatz zur Investmentbank
Lehman Brothers vom Staat gerettet worden - zu groß waren die
Befürchtungen, dass bei einer Pleite das globale Finanzsystem
kollabieren würde. Insgesamt wurden 182 Milliarden Dollar in den
Versicherer gepumpt. Der Staat hat seine Anteile inzwischen aber mit
einem Gewinn von knapp 23 Milliarden Dollar wieder verkauft./mi/DP/stw