LISSABON/LUXEMBURG (dpa-AFX) - Die portugiesische Unternehmensgruppe
Espírito Santo International (ESI), die indirekt an der kriselnden
Großbank BES beteiligt ist, hat die Einleitung eines
Insolvenzverfahrens beantragt. Sie räumte in ihrem Gesuch ein, dass sie
ihren Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommen könne. Die ESI bildet
einen Teil der Gruppe GES (Grupo Espírito Santo), die mit einem Anteil
von 20 Prozent der Hauptaktionär des Geldhauses BES (Banco Espírito
Santo) ist.

    Wie die staatliche Nachrichtenagentur Lusa am Wochenende berichtete,
reichte die ESI das Gesuch in Luxemburg ein, wo sie ihren Sitz hat. "Ein
solches Verfahren ermöglicht es, die Interessen der Gläubiger in
transparenter und geordneter Weise unter der Aufsicht der Gerichte zu
verteidigen", begründete die Gruppe ihren Antrag.

    Ein solcher Schritt war in Wirtschaftskreisen erwartet worden. Die -
zu der Gruppe gehörende - Investmentgesellschaft RioForte hatte bereits
Anfang der Woche fällige Verbindlichkeiten bei Portugal Telecom (PT) in
Höhe von 847 Millionen Euro nicht bedienen können.

    Die portugiesische Zentralbank ist seit Wochen bemüht, das Geldhaus
BES von den Turbulenzen abzuschirmen, die das Firmenimperium der
Espírito-Santo-Gründerfamilie erfasst hatten. Die BES, Portugals
bedeutendste Privatbank, versicherte, über ausreichende Rücklagen zu
verfügen, um eventuelle Kreditausfälle aufzufangen.

    Die portugiesische Regierung lehnte ein Eingreifen ab und verwies
darauf, dass die GES-Gruppe ein privates Unternehmen sei.
Finanzministerin Maria Luís Albuquerque betonte, bei der Bank BES sei
eine Kapitalerhöhung mit staatlichen Mitteln nicht geplant.
Zentralbankchef Carlos Costa deutete vor dem Parlament allerdings die
Möglichkeit einer Kapitalaufstockung mit Investitionen privater Anleger
an.

    Dem Bankhaus bereiten nicht nur die Schwierigkeiten der GES-Gruppe
Sorge, sondern auch die Lage der Niederlassung BESA in Angola. Dort
gelten Kredite in einer Gesamthöhe von 5,7 Milliarden Dollar (4,2
Milliarden Euro) als unsicher. Nach Informationen der portugiesischen
Wochenzeitung "Expresso" soll der angolanische Staat eine Garantie für
die Kredite abgegeben habe. Die Garantie sei von Staatspräsident José
Eduardo dos Santos mit dem Datum des 31. Dezember 2013 persönlich
unterschrieben worden, berichtete das Blatt unter Berufung auf ihm
vorliegende Dokumente./hk/DP/fbr